Wie viele Autoren mögen das Gefühl kennen vor einem halbfertigen Werk zu sitzen und sich zu fragen, ob es den eigenen Ansprüchen genügt? Wahrscheinlich ergeht es mehreren so, aber nur die wenigsten würden es vermutlich offen aussprechen.
Ich nehme mich davon nicht aus. Manchmal kommt es zu der Situation, dass man 10 Seiten oder mehr an einem Tag in die Tasten klopft und am nächsten Tag, wenn man drüber liest sich fragt, welcher Verrückte den Inhalt zu Papier gebracht hat.
Besonders fällt mir dies auf, wenn ich mal wirklich ausreichend an Stunden habe, wo ich voll in der Handlung aufgehen könnte. Das sind dann meist die Momente, wo bei mir gar nichts weitergeht. Ich sitze dann vor einer offenen, leeren Seite und dementsprechend gebe ich es nach zwei Stunden des Starrens auf.
Der Grund dafür ist mir mehr als bewusst. Ich brauche ein beständiges Druckvakuum um mich herum. In den beschissensten Situationen gelingt es mir in meine Geschichte zu flüchten und Szenen auszumalen, die Sinn ergeben. Nicht bloß dahingeworfene Worte ohne Bedeutung. Nein, es baut sich dabei eine Empfindung auf. Etwas, wobei ein Stück von mir in diese Story fließt - mehr als es sonst möglich wäre.
Ganz extrem fällt mir das auf, wenn ich gerade dabei bin Buchhandlungen oder Verlage anzuschreiben. Dann ist da dieser eine kurze Moment, wo mir die Idee für die nächste Szene kommt. Umgekehrt verhält es sich so, wenn um mich herum das Chaos auszubrechen droht. Es ist dann eine Flucht vor der Welt und ich denke das ist der Grund, warum jeder Autor irgendwann zu schreiben anfängt. Weil er eine Welt erschaffen will, in der er selbst die Fäden in der Hand hält und nicht von äußeren Einflüssen geleitet wird.
Man kann also sagen, ja es gibt Zeiten da könnte es mit dem Schreiben runder laufen und ganz gleich wie sehr man sich manchmal auch über das eigene Umfeld aufregen könnte, in einer erschaffenen Story ist man immer Herr der Lage, solange man seine Protagonisten nicht eigenständig handeln lässt ;)