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  • Monika Grasl

Wie Musik das Schreiben beeinflussen kann


Ich muss zugeben, ich kam nicht ganz zufällig auf den Titel des diesmaligen Blogbeitrags. Vielmehr entstand er dadurch, dass ich auf Facebook eine ganz persönliche Challenge für mich erstellt habe in diesem Jahr: Die MP3Player2018-Challenge.

Unter diesem Hashtag versuch ich zu Tagessituationen passend ein Lied von meinem MP3-Player einzustellen. Manchmal gelingt es, gelegentlich auch nicht. Was dies nun mit dem heutigen Titel zu schaffen hat? In meinem Fall sehr viel. Ich bin der Typ Autorin, die ohne Musik nicht so locker, flockig vor sich hin an einem Manuskript tippt. Irgendwie brauch ich Melodien im Hintergrund, wobei es bei mir gänzlich gleich ist, ob bei den Liedern nun gesungen wird oder nicht.

Besonders „Die Chronik der Dämonenfürsten“-Reihe war in ihrer Schreibphase von unzähligen Stunden der Musik behaftet. Dabei wechselten sich die Lieder häufig ab, doch ein roter Faden zog sich durch den MP3-Player ebenso wie der sprichwörtlich „Rote Faden“ in der Story selbst: HIM. Ja, wer mich kennt weiß, dass ich schon in den 90ern ein Fan der Band war. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Insbesondere die Vielfalt der Texte und die Musik dazu haben mich durch alle 7 Bände begleitet. Wenn ich ganz ehrlich bin hatte ich das Gesicht des Sängers insbesondere bei einer ganz bestimmten Figur permanent vor Augen. Und nein, bisher seid ihr noch nicht in den Genuss dessen Auftauchens gekommen, aber wartet mal ab was noch an Figuren kommt. Vielleicht hat der eine oder andere ja auch eine Vermutung. Ich sag mal als Hinweis, die Gegend wo sich betreffender Protagonist rumtreibt ist extrem heiß. Und nein, es ist nicht die Wüste. 😉

Doch wie kann Musik nun tatsächlich das Schreiben beeinflussen?

Eines vorweg, ich rede hier einzig von mir. Wie andere Autoren das handhaben kann ich nicht sagen, würde mich über deren Meinungen diesbezüglich sehr freuen, also her mit euren Infos und Ansichten.

Obwohl ich durchaus zu der sensiblen Sorte Mensch gehöre gibt es beim Schreiben doch immer wieder Augenblicke wo ich quasi ein zusätzliches Medium von außen benötige, um die richtige Gefühlsebene zu vermitteln. Schreibt man knappe 2 Jahre an einer Reihe wirkt es am Ende für den Leser wie die reinste Spielerei. In Wahrheit steckt jedoch weit mehr dahinter. Man versetzt sich in die Figuren hinein und bei mir kam es dazu, dass am Ende allen ernstes für jede Reihe ein eigenes Album von HIM stehen könnte. Ich habe schon bei den Figurenentwicklungen die Lieder rauf und runter gehört, mitgesungen und die ersten Szenen im Kopf gehabt.

Am Ende liefen die Lieder im Hintergrund und ich stürzte mich in die Schreibarbeit, was mich trotzdem nicht davon abhielt bei 20 Seiten pro Tag ab und an mit zu kreischen. Ob die Nachbarn damit ihre Freude hatten kann ich nicht sagen, beschwert hat sich jedenfalls keiner.

Eines fiel mir beim Schreiben der Reihe dafür massiv auf: Je schneller die Musik

wurde, je weiter sie sich steigerte, umso mehr steigerte ich mich in die Handlung hinein. Im Grunde kann man sagen ich wurde zu diesen Figuren. Und ja, eigentlich wird man die Charaktere dadurch nur umso schwerer wieder los.

Auf was ich eigentlich hinaus will? Dies möchte ich anhand eines Beispiels verdeutlichen. Vor einiger Zeit las ich mal in der Rezension zu „Die Chronik der Dämonenfürsten – Teil 1: Die Engel des Todes“ von Books of Fantasy – die übrigens einen ganz tollen Blog betreibt – folgendes: „Evy war einfach eine bewundernswerte Protagonistin. Ich konnte alle ihre Emotionen nachvollziehen. Ich habe mich zwischendurch öfter gefragt wie ich wohl mit so einer Ausweglosen Situation umgehen würde. Ganz ehrlich? - Ich wüsste es nicht und hoffe es nie erfahren zu müssen.“

Genau das ist der Punkt bei dem ich ansetzen wollte. Evys Emotionen für den Leser zugänglich zu machen und ihn zu solch einer Fragestellung zu bewegen. Diese emotionale Ebene konnte ich in meinem Fall nicht auf die Dauer persönlich aufrecht erhalten. Irgendwann sackte sie unvermittelt ab und da fing die Musik mich wieder auf, trug mich zurück zur Handlung und ließ mich weiterschreiben.

Der Effekt konzentrierte sich nicht nur auf die Dämonenfürstenchronik. Er setzte auch bei späteren Werken ein. Die Mafia-Thriller zum Beispiel entstanden alle zu den Klängen von Apocalyptica im Hintergrund. In diesem Moment hätten mich Songtexte im eigentlichen Sinne zu sehr aus der Handlung herausgerissen, weshalb die Chellomusik genau passend war. Es vermittelte für mich die entsprechende Stimmung dieses düsteren vermischt mit einem Leben, das niemand wirklich führen will und dennoch die Figuren sich manchmal nicht recht trauen daraus auszubrechen.

Richtig spannend ist es vor allem dann, wenn man den MP3-Player zufällig entscheiden lässt, was als nächstes gespielt werden soll. Manchmal ergibt es sich, dass die Musik gerade nicht zur eigentlich Handlung passt und dann kommen mir Ideen zu einem späteren Verlauf der Story. Natürlich gilt es dann auch wieder in geordnete Bahnen zurückzukehren – man kann eine Geschichte ja nicht einfach an jeder Ecke sprießen lassen. Ich kann es jedenfalls nicht. Da kommt dann doch wieder die Struktur durch und ich geh zurück auf die Alben, um in der Handlung weiterzukommen.

Und was läuft bei den aktuellen Projekten im Hintergrund?

In den letzten Wochen war es mal wieder vermehrt Avantasia, die aus dem Kopfhörer ertönten. Für das Rohmanuskript mit der Mischung aus Mysterie und Horror erschien es gerade passend.

Bei zwei mittelalterlichen Werken, die noch auf ihre Überarbeitung warten und demnächst in Angriff genommen werden, wird es dann wieder vermehrt Schlafes Bruder sein. Und ja, auch da wird wieder Mitgesungen.

Einen kleinen Einblick auf ein Geheimnis kann ich euch noch machen lassen und zwar zu einigen Werken, die noch dieses und nächstes Jahr rauskommen. Dabei lief in einem Fall überwiegend Gregorien im Hintergrund. Ich kann nicht mal genau sagen warum. Bei den ersten getippten Zeilen liefen sie und zogen sich dann durch wie ein roter Faden. Im anderen Fall war es dafür Powerwolf die das Tempo bei der Story vorgaben.

Im Grunde ist die Musik beim Schreiben für mich also ein zusätzlicher Schritt in

eine Gefühlsebene hinein, die ich ohne diese Berieselung im Hintergrund nicht durchführen könnte. Was mir persönlich mal wieder nahelegt, dass ich mich jetzt an eines der beiden mittelalterlichen Werke setzen werde. 😊

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