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  • Merfyn

… Evy antwortet


Nachdem ich letztens von Azrael derart in die Mangel genommen wurde ist es nun an mir wieder den Fragebogen zu schwingen. Heute ist es jemand besonderes, der sich meinem ungeheuerlichen Charme nicht entziehen kann.

„Du bist wirklich eine ganz besondere Erscheinung. Ich frage mich immer, was Vince für ein Problem mit dir hat.“

„Evy! Schön das endlich mal jemand meinen wahren Kern erkennt. Wie sieht’s aus gehen wir hinterher einen trinken und sehen wohin es führt?“

„Okay, allmählich erkenne ich den Grund für die Abneigung von einigen mit denen du zu schaffen hast. Und war das eigentlich schon eine Frage?“

„Nein, außerdem unterlass es Fragen zu stellen. Fangen wir einfach an. Erste Frage, wie kam es eigentlich dazu, dass du so eine penetrante Abneigung gegen Viny hattest? Am Anfangen kamt ihr beiden ja nicht gerade bestens miteinander aus.“

„Das ist etwas, was im Buch zwar keine Erwähnung findet, aber es hing mit seinem Einzug zusammen. Er tauchte mitten in der Nacht mit fünf Kartons, zwei Reisetaschen und einem ziemlichen Fluchen auf dem Gang auf. Ich war gerade mit dem Verfassen eines Berichts beschäftigt, als ich ihn durch die Tür hörte. Er murrte irgendwas von wegen „beschissene Gegend“ und „das habe er nicht verdient, weil es gar nicht seine Schuld war“. Jedenfalls ging mir der Kerl mit seinem Lärm so auf die Nerven, dass ich die Tür aufriss und ihm erklärte, dass es drei Uhr morgens wäre und er verflucht noch mal die Schnauze halten solle. Die übrigen Nachbarn haben dann ihre Türen geöffnet, als Vince murrte, dass dies wohl der beschissenste Empfang wäre den er je erlebt habe. Darauf erklärte ich ihm, dass ich nicht sein verdammtes Empfangskomitee wäre. Unterm Strich kann man sagen, wir hatten damals einen verdammt schlechten Start und das hat sich irgendwie durchgezogen.“

„Bis zum Moment, als du deine Diagnose erhalten hast. War es dir eine Hilfe, dass du Leute wie Viny an deiner Seite hattest?“

„Es hat gedauert, aber ja, er stellte eine Hilfe dar. Allerdings gab es da noch einige andere Personen. Besonders die Erinnerung an meine Großmutter hat mir letztlich geholfen. Zwar war da auch ein gewisser Druck von außen zu spüren, aber letztlich lief es darauf hinaus, dass ich mich mit der Situation abgefunden habe.“

„Du hast Viny dennoch auf eine harte Probe gestellt. Kann man sagen, dass es eigentlich deiner Freundin Naomi zu verdanken war, dass du überhaupt auf ihn zu gegangen bist?“

„Wie lange willst du ihn noch Viny nennen? Du weißt er kann das nicht leiden.“

„Warum wird mir gerade eine Frage gestellt? Evy, du kannst meine Fragen nicht einfach ignorieren, nur, weil dir selbige offensichtlich unangenehm ist.“

„Ach nein? Scheint aber zu funktionieren.“

„Ist nicht der Fall und Viny ist nicht hier. Also beantworte die Frage. War es nicht Naomi zu verdanken, dass ihr beide euch angenähert habt?“

„Gut, ja, mir ist die Frage unangenehm. Und ich weiß selbst, dass ich es Vince nicht leicht gemacht habe. Wir hatten unsere Höhen und Tiefen. Sicher gab es Schlüsselerlebnisse, wo ich ihn manchmal gerne umgebracht hätte. Erst ist er freundlich und im nächsten Moment spiel er wieder die Arschkarte aus. Das war äußerst frustrierend. Er war für mich nicht wirklich greifbar. Jedenfalls bis zu dem Moment wo wir in Arlington saßen und ich mich genauer umgesehen habe.“

„Du hast dabei einiges über ihn zu Tage gefördert. Dinge, die er eindeutig lieber für sich behalten hätte. Außerdem kann man nicht sagen, dass er für dich nie greifbar war. Tut es dir leid, dass du in ihm etwas geweckt hast, das lange vergraben unter einer Eisschicht lag?“

„Ich bezweifle, dass ich da was an die Oberfläche befördert habe. Vielmehr habe ich daran gekratzt. Wir haben auch nie darüber gesprochen und ich weiß sehr genau worauf du mit deiner Aussage anspielst, Merfyn. Aber ich werde es nicht kommentieren. Die Sache war eine äußerst persönliche und ist mir heute noch in gewissen Momenten unangenehm. Wir wussten immerhin beide, was für eine Ende es nehmen würde.“

„Ich erinnere mich sehr gerne an eine Unterredung zwischen euch, in der du ihn dazu brachtest über seinen Schatten zu springen und ein wenig über sich zu erzählen. Meinst du, es wäre dir auch gelungen, wenn du ihn nicht unter Druck gesetzt hättest?“

„Das habe ich so keineswegs, Merfyn! Mag sein, dass es nicht unbedingt in Absprache mit der Autorin geschah, aber ich wollte lediglich wissen, ob ich mich auf ihn verlassen könnte. Das daraus von seiner Seite gleich wieder eine Gegenleistung resultierte war ein Umstand, den ich nicht vorhersehen konnte und der mir heute noch nicht gefällt. In der Hinsicht kann man sagen hat mich die Autorin auflaufen lassen.“

„Evy, du hast gerade damit etwas auf den Punkt gebracht. War Vincent irgendwann mal in dich verliebt? Womöglich sogar so sehr, dass er sein Leben für dich geopfert hätte?“

„Nein, ganz sicher nicht. Eventuell war da ein Hauch von Zuneigung, aber die Autorin und ich kamen letztlich überein, dass wir einen realistischen Inhalt rüberbringen müssten. Immerhin wollten wir keine Lovestory entwickeln, sondern zeigen, was eine Krebserkrankung einem vor Augen führt. Man kann weder sich selbst noch die Umwelt bis zum letzten Atemzug belügen. Manchmal muss man sich treiben lassen und darauf hoffen, dass die Welt auch ohne einen Bestand haben wird.“

„Mal ehrlich, beherrschte jemals Angst deine Gefühle, als du Dantalion gegenübergestanden bist?“

„Nein. Eher etwas wie die Endgültigkeit. Ich war zu dem Zeitpunkt schon weit genug damit, mit meinem Leben abgeschlossen zu haben. Dementsprechend glaube ich, dass Dantalion von meinem Verhalten ihm gegenüber weniger begeistert war. Er hat es ja sonst bloß mit Weicheiern zu tun, was, Merfyn?“

„Soll ich das jetzt persönlich nehmen? Ich weiß, was für eine beschissene Angst ich vor dem Kerl hatte. Und hör auf mir ständig irgendwelche Fragen zu stellen!“

„Gerne. Ist aber ungemein lustig dich so aus der Reserve zu locken.“

„Ja, ja, ich lach mich kaputt. Noch eine letzte Frage. Hast du vor Viny vom Himmel aus zu beobachten? Er scheint es ohne dich nicht gerade einfach zu haben. Immerhin trägt er sogar deine Asche mit sich rum.“

„Ich berufe mich hier auf die Autorin, die mir in dem Punkt eine Verschwiegenheitsklausel vorgesetzt hat. Demnach kann ich dir darauf nicht antworten.“

„Na hör mal, ich habe die ebenfalls unterschreiben müssen, aber das heißt ja nicht, dass man nicht Andeutungen machen kann.“

„Du bekommst trotzdem keine Antwort von mir, Merfyn. In der Hinsicht vertraut mir die Autorin vermutlich mehr als dir. Andererseits hat sie dich noch nicht von ihrem Blog vertrieben, also vielleicht seid ihr beiden euch gar nicht so unähnlich.“

„Ich fasse das mal als Kompliment auf.“

„War mir klar. Und jetzt, Merfyn, habe ich keine Lust mehr. Also, ich bin dann mal weg.“

Da geht sie hin. Die kleine Evy Munro. Ich habe sie wahrlich in mein Herz geschlossen und das nicht nur, weil ich weiß, wie es in Zukunft aussehen wird. Ich meine ehrlich, glaubt irgendwer von euch, dass sie …

„Merfyn!“

„Autsch, autsch, autsch, autsch!“

Entschuldigt vielmals die Situation. Merfyn ist gegenwärtig damit beschäftigt vor Evy davonzulaufen. Ich schätze bis zum nächsten Mittwoch wird er wieder soweit genesen sein, dass er neue Fragen stellt. Wobei, gerade sieht es nicht danach aus. Aber Merfyn ist ja immer für eine Überraschung gut. In dem Sinne verabschiede ich euch bis zum nächsten Mal.

Die Autorin dieser verrückten Figuren

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