Wie der Graf letzten Mittwoch vorschlug suche ich also Marquis Decarabia auf. Erstaunlicherweise finde ich ihn vor der Gloriette. Und der Graf hat – entgegen seiner üblichen Verhaltensweise – nicht gelogen. Die Aussicht ist wirklich traumhaft.
„Ihr genießt das hier ebenfalls, nicht wahr, Marquis Decarabia?“
„Ist das bereits deine erste Frage, Dämon?“
„Jedenfalls nicht meine letzte. Ihr kommt direkt aus Breslau?“
„In der Tat. Mir wurde zugetragen, dass dein Weg dich ebenfalls dorthin führt. Ich wünsche dir viel Glück. Wenn man dich darauf ansetzt den Eingang zum Widerstand zu finden so mache es besser als ich.“
„Darum mache ich mich nicht dorthin auf. Wurdet Ihr vom König aus diesem Grund aus seiner Stadt verwiesen?“
„Ich bin nicht verbannt! Er sah es so, dass ich Graf Furfur hier von weit besserem Nutzen sei.“
„Und hat sich das schon bewahrheitet? Oder seid Ihr zu sehr damit beschäftigt Euch zu überlegen, wie Euch Wien in die Hände fallen könnte, wenn die Gerüchte sich bewahrheiten?“
„Wenn das eine Frage darauf ist, ob ich Intrigen jeglicher Art schmiede so ist die Antwort nein. Ich wollte nicht mal hierher und nun scheine ich den Ort nicht verlassen zu können. Jedenfalls ist mir noch nichts Sinnvolles eingefallen. Großfürst Naberius schein auf meine Anwesenheit ebenfalls verzichten zu können, sonst hätte er mich zurück nach Paris geholt. Ich weiß nicht, was sich im Hintergrund zuträgt, aber ich kann sagen, dass es mir nicht gefällt.“
„Weil Ihr es nicht einzuschätzen vermögt und mit dem schlimmsten rechnet, nicht wahr?“
„Würde jemand in meiner Lage einen anderen Schluss aus dieser Geheimniskrämerei ziehen, als das mir der Tod droht? Ich sehe es jedenfalls so. Mag sein, dass dies auf andere nicht zutreffe, aber lebt man erstmal eine Zeit stellt man sich schnell die Frage, wie lange es noch so bleibt.“
„Hört sich nach einer ziemlichen Paranoia bei Euch an. Sonst geht es Euch aber gut, oder?“
„Was für eine frevelhafte Frage ist das? Ich bin Marquis und du nicht mehr als ein verdammter Bote. Erweise mir den Respekt der mir zusteht oder scher dich zurück in die Hölle.“
„Na gut. Wenn wir schon dabei sind Höflichkeiten auszutauschen. Ihr wisst längst was Euch am Ende des Buches erwartet. Mal ehrlich und unter uns beiden, habt Ihr das jemals erwartet?“
„Mitnichten. Wäre es so gewesen, bin ich überzeugt davon, dass ich bereits zu Beginn der Geschichte anders reagiert hätte.“
„Schon mal auf den Gedanken gekommen, dass Euch gerade deswegen dieses Ende zuteilwurde? Weil man es bei einem wie Euch nicht erwartet hätte?“
„Man kann alles von zwei Seiten sehen.“
„Ja und man kann eine Paranoia entwickeln die sich gewaschen hat.“
„…“
„Marquis?“
Weg ist er. Dreht sich der Arsch doch tatsächlich einfach um und geht! Ich fasse es nicht. Scheint als wäre mein Aufenthalt in Wien kürzer als vermutet gewesen. Eigentlich schade, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich die Stadt in meinem Leben noch mal aufsuchen werde. Jetzt heißt es erstmal der Karte weiter folgen und deren Weg führt mich schon am kommenden Mittwoch an den nächsten Ort. Seid gespannt und bleibt dran. Euer Merfyn.