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  • Merfyn

… Salomo antwortet


Heute habe ich mich in die Tiefen von Breslau gewagt. Genauer gesagt in einen aufgelassenen Schacht und in einem der ausrangierten U-Bahnwagons sitzt mir jener Mann gegenüber, der wohl eine der Figuren innerhalb des zweiten Buches ist, die viele Leser gerne durch Sonne und Mond schießen würden. Gehen wir der Frage auf den Grund, warum Salomo Kaine so ist wie er nun mal ist. Und was sein Leben geprägt hat.

„Es freut mich, das du die Zeit gefunden hast mich zu treffen, Salomo.“

„Mich weniger. Ich wurde hierzu genötigt.“

„Tja, als Einstieg taugt so was wenig, aber danke für die Ehrlichkeit. Ich komme gleich mal auf deinen ersten Auftritt im 2. Band zu sprechen. Bereits die ersten Seiten machen deutlich, dass du nicht der typische Held bist. Würdest du dich demnach mehr als den Antagonisten bezeichnen?“

„Warum sollte ich? Die Menschheit mag mich so wahrnehmen, doch in Wahrheit verkörpere ich einfach das, was jeder in sich trägt: Den Wunsch nach Freiheit.“

„Ja, aber bei den wenigsten ist selbiger auf dem Fundament derart vieler Leichen gegründet? Das fängt bei dir doch schon in jungen Jahren an.“

„Manche Dinge möchte man einfach vergessen. Meine Sklavenzeit unter den Dämonenfürsten war alles andere als Ruhmreich. Ich erfuhr keine Zuwendung von ihnen. Das mag daran liegen, dass ich selbst keine gab, aber es sind Dämonenfürsten. Kreaturen der Hölle, die über uns kamen. Und warum? Weil der Himmel sich von uns abgewandt hat. Abgesehen davon habe ich einer Vielzahl der Menschen zur Flucht verholfen. Ich habe allerdings nie jemanden gezwungen mir zu folgen. Die Leute kamen freiwillig mit mir, weil sie in ihrer Furcht und Not sich nicht anders zu helfen vermochten.“

„Großtrappende Worte. Wenn man sich jedoch ansieht, dass du nach und nach an Rückhalt verloren hast drängt sich dir da nicht die Überlegung auf, dass du vieles davon selbst falsch gemacht hast?“

„Ein richtig oder falsch gibt es nicht. Das einzige was zählt ist die Frage, ob man bereit ist für seine Leute zu kämpfen oder wie ein Feigling davonzulaufen.“

„Ich wäre dann wohl kein sehr treuer Anhänger.“

„Ja, das scheint mir auch der Fall zu sein. Für einen Dämon bist du höchst sonderbar. Mir kam bisher noch keiner unter, der meine Sicht der Dinge sehen wollte.“

„Das stimmt so aber nicht ganz, wenn du dir vor Augen führst, dass du auf einen Dämonenfürsten gestoßen bist, der dir die Hand gereicht hätte.“

„Tz, was für ein Witz. Er hat mich nicht im Mindesten beeindruckt.“

„Seine Armee genauso wenig?“

„Mit Waffen versorgt kann auch jeder Mensch gegen sie bestehen. Es ist einzig ihr Äußeres, welches manche von unseren Leuten zum Zaudern bringt.“

„Können wir über deine Schwester reden? Es wäre sehr interessant …“

„Nein! Sie ist etwas, das mit niemandem besprochen wird. Meine Familie wird hier keinen Platz finden. Ich habe längst damit abgeschlossen, was dereinst vorgefallen ist. Ob ich es bedaure? An manchen Tagen, wenn ich von der Freiheit träume und mich für wenige Stunden an die Oberfläche wage – ja. Doch ich weiß, welches Leben ihr beschieden gewesen wäre.“

Dafür, dass er nicht über seine Schwester reden wollte, hat er uns doch einen kleinen Einblick gewährt. Versuchen wir mal was anderes.

„Du bist eigentlich ganz Dick mit Didi, nicht wahr? Läuft da was zwischen euch?“

„In Anbetracht unser aller Leben erscheint es mir eine unerhebliche Frage. Männer und Frauen leben frei von dem Gedanken, ob sie nun verheiratet sind oder nicht.“

„Und wie klärt ihr dann etwaige Streitigkeiten dahingehend? Außerdem existieren meines Wissens nach sehr wohl Ehen, auch über 3000 Jahre später.“

„Sie werden geklärt, wie es stets im Menschenleben der Fall war. Der Stärkere entscheidet den Sieg für sich. Und das von dem du sprichst, Dämon, ist eine Zeremonie, die mit Blut besiegelt wird. Kaum mehr wert, als das Wort eines Dämonenfürsten. Sich darauf zu verlassen bedeutet niemals, dass man frei von Zwängen leben kann.“

„Das ist dir letztlich aber auch nicht gelungen. Im Prinzip hat man dich ganz schön verarscht, meinst du nicht?“

„Ich habe etwas geschaffen. Die Erinnerung an meinen Namen und meine Existenz. Jeder Mensch, Dämon, Engel, selbst Luzifer kennt mich. Salomo ist ein Name, der mit der größten Gefahr für die Dämonenfürsten einhergeht. Dies zu leugnen ist nicht möglich. Nun entschuldige mich. Ich bin es leid meine kostbare Zeit weiter mit einem wie dir zu verschwenden.“

Tja, eigentlich hat er doch mehr von sich erzählt, als ich vermutet hätte. Trotzdem werde ich mich nun aus seiner Unterkunft zurückziehen. Andere warten ebenfalls auf meinen Besuch und ich bin nicht gewillt sie länger als nötig auf die Folter zu spannen. Ihr jedoch müsst bis zum nächsten Mittwoch warten, aber das werdet ihr schon aushalten.

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