Ich habe mich nun aus Didis Waggon begeben und gelange im Handumdrehen in einen Glaskobel. Ein wenig vollgestopft, wenn man mich fragt. Erstaunlicherweise wird mir gerade ein äußerst wütender Blick zugeworfen. Scheint als hätte ich es hier mit einem Mann zu tun, der nicht gerne gestört wird. Aber versuchen wir mal unser Glück.
„Adam? Didi sagte, dass …“
„Didi, ja? Sie hat mir schon ausrichten lassen, dass jemand nach mir sucht. Sie hätte dazu sagen sollen, dass es sich um einen Dämonenboten handelt.“
„Hätte das irgendeinen Unterschied für dich gemacht?“
„Womöglich wäre ich nicht ganz schon schnell darauf eingegangen. Du wirst das verstehen, immerhin sind unser aller Erfahrungen mit Dämonen nicht gerade die besten.“
„Aber du bist einer der wenigen, die Lesen und Schreiben können. Im Prinzip könnte man sagen, dein Leben war vor dem Untergrund ein besserer als jetzt, oder?“
„Das möchte ich nicht behaupten. Die Lebensbedingungen waren so oder so schlecht. Der einzige Unterschied bestand wohl darin, dass ich nicht so oft wie manch andere die Peitsche zu spüren bekam. Und ich muss zugeben, es gab bedeutend mehr Bücher bei den Dämonenfürsten.“
„Kann man also sagen, dass sie durchaus belesen sind?“
„Sie interessieren sich für diese Welt. Sie wollen uns verstehen, aber die Kommunikation gestaltet sich zumeist äußerst schwierig, weshalb alles schnell in Wut und Gewalt umschlägt. Andererseits kommt es auch vor, dass die Dämonen es gar nicht anders wollen. Ihre Offiziere und Generäle sind so geprägt, dass sie aus ihrer Haut nicht herauskönnen. Das soll keine Entschuldigung sein, aber es ist eine Tatsache die beredet gehört.“
„Fällt dir auf, dass du eigentlich die Seite der Dämonen mit dieser Aussage verteidigst?“
„Ich bin zu allererst Gelehrter und das bedeutet, dass ich mich mit allem befasse, was es auf dieser Welt gibt. Ich habe mir den Titel bei Gott nicht selbst gegeben. Er wurde mir von einem Dämon an den Kopf geworfen. Wahrscheinlich hielt ihn die Kreatur für eine Beleidigung, aber ich trage ihn mit Stolz und somit versuche ich hinter jeder Handlung eine nachvollziehbare Situation zu erkennen. Es gelingt mir nur selten, aber falls doch so bin ich froh, wenn ich einem Menschen die Augen öffnen kann und ebenso einem Dämon, der dabei ist ein unschuldiges Kind zu quälen.“
„Du hast eine solche Situation schon mal erlebt, nicht wahr, Adam?“
„Ich möchte darüber nicht reden, aber Tatsache ist, dass Salomos Verhalten mich manchmal zu der Annahme führt, dass er nicht besser als die Dämonenfürsten ist, über die er so gerne herzieht. Das erkennt man an ganz bestimmten Stellen des Buches.“
„Ich weiß wovon du redest. Möchtest du näher darauf eingehen?“
„Nein, es wäre eine Beleidigung mich damit in den Mittelpunkt zu drängen. Jeder der zwischen den Zeilen lesen kann, wird verstehen, dass ich keine Fehler damals begangen habe. Diese kamen einzig und alleine von Salomo und das hat nichts damit zu tun, dass ich die Verantwortung auf einen anderen versuche abzuwälzen. Und nun rate ich dir zu gehen, Merfyn.“
„Noch eine letzte Frage. Wärst du jemals in der Lage gewesen das eine besondere Buch tatsächlich zu lesen?“
„Verschwinde, Merfyn.“
Alleine der Tonfall jagt mir schon einen kalten Schauder über den Rücken. Ich hätte nie gedacht, dass eine solche Person zu so einer Stimmlage fähig ist. Aber ich wurde heute eindeutig eines Besseren belehrt. Da ich nicht scharf darauf bin mit einem Wälzer erschlagen zu werden ziehe ich mich geräuschlos zurück und warte auf den nächsten Mittwoch und damit auf den nächsten Gast.