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  • Merfyn

… die Heilerin


Viel wurde schon über sie gesagt und ihr Name an manchen Stellen öfter genannt als Fragen direkt beantwortet. Heute habe ich sie endlich vor mir. In einem Waggon treffe ich sie neben einer Leiche an. Ein bezeichnendes Bild für diese Frau und zugleich sehe ich die Tränen in ihren Augen. Jeder Tote scheint ihr nahe zu gehen. Ein sonderbarer Anblick in dieser Welt, die nur mehr aus Leichen zu bestehen scheint.

„Ich darf eintreten, Perla?“

„Merfyn, komm rein. Du hast doch bei allen anderen sicher auch nicht um Erlaubnis gefragt, oder?“

„Nein, aber bei dir erscheint es mir auch als einzige richtig. Darf ich fragen, bei wem es sich um den Toten handelt?“

„Einen Kundschafter. Seine Leiche fanden Männer, die gerade von einer Jagd zurückkehrten. Es ist ein trauriges Bild und zugleich spiegelte es auf solche eine deutliche Art unser Leben unter den Dämonenfürsten wieder.“

„Du bist in dieser Gemeinschaft nicht sehr gut eingefügt, nicht wahr? Dadurch fällt es dir mehr auf, oder?“

„Nicht nur das. Ich komme eigentlich aus der Obhut eines Dämonenfürsten – einem Präsidenten, um genau zu sein. Warst du schon bei ihm?“

„Ja.“

„Verstehe. Seine Dämonen sind grausam und keiner schert sich etwas darum, wie die Menschen unter deren Obhut leben müssen. Überhaupt gibt es nur sehr wenige Dämonenfürsten, die derartiges kümmert.“

„Eigentlich klingt es aus deinem Mund sonderbar. Du hast einen Prinzen an deiner Seite, der dir jegliche Annehmlichkeiten ermöglicht und dich – soweit ich informiert bin – noch nie gezüchtigt hat.“

„Und? Das mag auf mich zutreffen, aber die meisten der Menschen wollen einfach nur ihre Freiheit zurück – oder das was sie aus Geschichten für solch eine halten.“

„Das klingt beinahe als würdest du Salomo verstehen.“

„Du willst wissen, ob ich gutheiße, was er treibt? Nein! Das kann niemand. Einzig er selbst muss das mit sich ausmachen, aber ich glaube beinahe, dass es ihm gleich ist, wie er von den Menschen gesehen wird. Er will bloß die eine Unterdrückung durch eine andere Ersetzen und dabei geht er wortwörtlich über Leichen.“

„Also muss man sich um deine Loyalität doch noch keine Sorgen machen? Schön zu hören.“

„Wenn du nur auf sein Geheiß hin hier bist mache ich dir den Vorschlag, das du zu ihm gehst und dem werten Prinzen ausrichtest, dass es seine Idee war. Er wollte das hier. Mag sein das ich zugestimmt habe, aber seine Ratschläge aus der Ferne – wie ich hier zu überleben habe – benötige ich nicht.“

„Ist gut. Ich … Also ich werde ihm das so besser nicht sagen. Oder?“

„Das überlasse ich ganz dir, Merfyn.“

„Willst du uns eigentlich was zu diesem Köter sagen, die hier neben dir liegt?“

Das leise Knurren sollte mir wohl als Warnung dienen, aber mal ehrlich das beeindruckt … Oh du Scheiße, dafür werde ich sicher irgendwann bezahlen müssen.

„Willst du wirklich darüber reden, Merfyn?“

„Nein, danke ist mir gerade vergangen!“

„Schön. Dann entschuldige mich jetzt. Didi wird den Toten bald für seine Verbrennung abholen. Ich habe also noch einiges zu erledigen. Wenn du jedoch einen tieferen Einblick in die Bewegung erhalten willst schlage ich dir von mit einem von Salomos engsten Leuten zu reden. Alex soll ihm ja kaum von der Seite weichen.“

Ja, ich bin kein Freund von Blut und Tod. Wer den ersten Teil gelesen hat weiß das mittlerweile. Generell kämpfe ich nur dann, wenn es wirklich nötig ist und um ehrlich zu sein, kann ich darauf verzichten einer Heilerin dabei zuzusehen, wie sie jemanden die Organe entnimmt. Wahrscheinlich werden die gesondert verbrannt. Jedenfalls kam mir da schon einiges von Seiten der Dämonen zu Ohren. Ich will auch gar nicht dabei sein. Bei meinem Glück kotz ich den Menschen vor die Füße und das wäre wohl wenig förderlich. In dem Sinne mache ich mich auf den Weg und melde mich am kommenden Mittwoch zurück. Bis dahin versuch ich den Köter zu vergessen. Euer Merfyn.

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