Nach dem Erlebnis in der Schmiede habe ich mir heute einen ruhigeren Zeitgenossen gesucht. Einer der mir zwar nur schriftlich antworten wird, aber das gute ist, dass ich da nicht mit Gegenfragen rechnen muss. Hier ist sie also.
Die Frau, die sich nur am Rande der Story bewegt und doch immer wie aus dem nichts auftaucht: Myrthia.
Sie nickt mir zur Begrüßung zu. Die erste die mich nicht anstarrt als wäre ich ein Außerirdischer.
„Ich fang gleich mal an und fall somit auch mit der Tür ins Haus. Du redest einfach nicht. Warum?“
„Können wir uns derart plumpe Versuche sparen? Ich werde diese Frage nicht hier beantworten. Sie steht im Buch und dort wird sie auch bleiben.“
„Super schon die erste Gegenfrage kassiert. Ich hasse mein Leben. Mal ehrlich Myrthia, wie kommt es, dass du immer wieder auf der Bildfläche erscheinst und dann im Handumdrehen weg bist? Dass das keinen zu stören scheint.“
„Man hält mich nicht für eine Gefahr. Ich bin … Nennen wir es einen Schatten. Ich folge den Leuten und beobachte sie. Eine bewusste Gefahr für sie zu sein, liegt nicht in meinem Interesse, aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass ich durch dieses unscheinbare Auftreten für die meisten als gefährlich gelte.“
„Nun du hast auch Verbündete, die man sich nicht erwarten würde, nicht wahr?“
„Du meinst weil ich eine zahnlose Frau bin, die aufgrund ihres Lebens verlebter erscheint als sie ist?“
„Ja, also bitte beantworte die Frage!“
„Tja, du hast nicht unrecht. Ich habe Leute um mich, die man sich nicht erwarten würde. Andererseits, in diesem Buch scheint nichts so zu sein, wie man es gerne hätte. Grenzen verschwimmen, Freunde werden zu Feinden, Feinde zu Verbündeten und Verbündete zu Geliebten. Was ist also schon wirklich normal. Und das was ich soeben erzähle muss genauso wenig der Realität angehören und sich mit der Story decken.“
„Trotzdem kann man sagen, dass sein Hauptaugenmerk auf Perla ruht. In der Story wird der Grund dafür deutlich. Hast du dich nie benutzt gefühlt?“
„Nein, ich bin wer ich bin. Was sollte ich mich da benutzt fühlen? Woraufhin? Vieles war mein freier Wille, manches ging schlicht mit Dankbarkeit einher und wieder anderes machte ich aus Pflichtgefühl.“
„Im Prinzip weißt du somit aber nie recht, wofür du selbst stehst oder?“
„Doch. Ich stehe für mich und die Menschheit. Dafür, dass wir nicht blindlings jedem vertrauen sollten, der uns das Blaue vom Himmel verspricht. Worten müssen Taten folgen, erst recht in einer Zeit in der wir uns gegenwärtig befinden. Mehr habe ich dazu nicht mehr zu sagen. Ich werde nun an anderer Stelle gebraucht.“
„Warte mal, sehen wir dich eigentlich wieder?“
„Ach, Merfyn. Kleiner, unbedeutender, Merfyn, der sich mit dieser Frage quält. Ich werde sie dir nicht beantworten, weil ich nicht möchte, dass du hinterher aus dem Leben scheidest.“
Tja, dahin ist sie. Ich währte ihren letzten Satz mal als ein Ja. Sollte sich das Gegenteil herausstellen, fresse ich einen Besen. Jedenfalls heißt es für mich jetzt weiter, denn es warten noch einige auf ihre Fragen zum Mittwoch.