Die Walpurgisnacht
- Monika Grasl
- 30. Apr. 2018
- 5 Min. Lesezeit
Mythologisch findet die Walpurgisnacht (ähnlich dem keltischen Fest Beltane) als Mondfest in der Nacht des ersten Vollmondes zwischen der Frühjahrstagundnachtgleiche und der Sommersonnenwende statt.

Traditionell gilt jedoch die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai als die Nacht, in der angeblich die Hexen insbesondere auf dem Blocksberg (eigentlich Brocken), aber auch an anderen erhöhten Orten ein großes Fest abhalten und auf die Ankunft des „gehörnten Gottes“ warten. Im Rahmen der Christianisierung des Abendlandes wurde der Kult der Walpurgisnacht und verwandter Kulte (z. B. antiker Pan-Kult) im wahrsten Sinne des Wortes „ver-teufelt“: aus dem gehörnten Gott, dem Symbol des Männlichen, welches sich in dieser Nacht mit dem Weiblichen vereinigt, wurde der Teufel.
Der Name Walpurgisnacht leitet sich von der dem Tag der Heiligsprechung (1. Mai) der heiligen Walpurga (auch Walburga, die Beschützerin vor den Hexen) vorausgehenden Nacht ab. Nach altem Brauch beginnt ein Fest oder Gedenktag mit dem Sonnenuntergang des Vortages.
Tradition und Brauchtum
Viele Walpurgisriten leben in bäuerlichen Maibräuchen fort. Im Volksbrauchtum schützte man seinen Hof durch nächtliches Peitschenknallen, ausgelegte Besen und Maibüsche. Der Maibaum, meist eine Birke, ist zugleich Fruchtbarkeitssymbol und Repräsentant des Weltenbaums. Zu Walpurgis werden traditionell die Maibäume aus dem Wald in den Ort geholt, um sie der Liebsten vor das Haus zu stellen. In der Dorfmitte wird um den Baum getanzt. Der Baum symbolisiert so die Fruchtbarkeit der Natur, die zu den Menschen gebracht wird. Rituelle Liebesakte auf den Feldern in vorchristlicher Zeit sollten angeblich die menschliche Fruchtbarkeit auf den Ackerboden übertragen.
Viele der Bräuche bei Frühlingsfesten ranken sich um junge Paare, die symbolisch für die menschliche Gemeinschaft stehen. Der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und Seuchen fernhalten. Die auch heute noch in weiten Teilen Deutschlands gefeierten Hexenfeuer gehen mutmaßlich auf diese Tradition zurück. Mit der sehr rigoros gehandhabten Christianisierung nicht nur in Deutschland wurden diese alten Bräuche als heidnisch verdammt, die ursprüngliche, nach Ansicht einiger Forscher auf matriarchalische Gesellschaftsstrukturen zurückgehende Bedeutung ging verloren und in harmlos-ländlichem Jugendbrauchtum auf.
Der 1. Mai soll für die Kelten einer der wichtigsten Tage ihres religiösen Jahres gewesen sein: Sie feierten den Beginn der Sommerzeit, in der die Erde wieder zum Leben erwacht. Auch die Germanen kannten mutmaßlich derartige Frühlingsfeste. Sie feierten es mit Freudenfeuern und befragten die „weisen Frauen“, die „Hagazussen“, die in den „heiligen Hainen“ angeblich auf der Schwelle zwischen der Menschen- und der Geisterwelt saßen, nach der Zukunft.
Mit Beginn der Christianisierung wurde der „heidnische Hokuspokus“ zu Treffen finsterer Mächte umgedeutet und die Hagazussen wurden als „Hexen“, als weibliche Verkörperung des Bösen, die mit dem Teufel im Bunde waren, diffamiert.

So wurde in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai weiter um das Feuer getanzt – jetzt allerdings zur Abwehr der Hexen. Die Menschen zogen weiter lärmend durch die Straßen. Nicht mehr, um den Frühling zu begrüßen, sondern um Geisterwesen zu verscheuchen. Zum Schutz vor den Hexen malte man weiße Kreuze an Häuser und Stallungen oder streute geweihtes Salz auf die Türschwellen. Die Besen wurden in dieser Nacht mit dem Reisig nach oben aufgestellt. Mancherorts war es üblich, dass die jungen Männer mit Peitschen knallend durch die Straßen zogen.
Hexenfeuer, Maifeuer, Tanz in den Mai
Das Hexenfeuer (auch Maifeuer, Tanz in den Mai genannt) wird in weiten Teilen Deutschlands gefeiert. Dazu wird am 30. April ein Feuer entfacht, mit dem man „die bösen Geister“ vertreiben will.
Dies wird bis spät in die Nacht gefeiert. Auf dem Hexenfeuer stehen gelegentlich „Hexen“, die meist von der Jugend angefertigt worden sind.
Heutzutage hat diese Tradition jedoch nur noch wenig mit Aberglauben oder Hexenverbrennung zu tun, sondern ist mehr als Volksfest anzusehen, nicht selten in Verbindung mit erhöhtem Konsum von Alkohol als „christliche“ Variante der mit Hexensalbe, Fliegenpilzen und anderen natürlichen Rauschmitteln herbeigeführten Rauschzuständen in vorchristlicher Zeit.
Der Tanz in den Mai ist die moderne Form des alten Brauches, den Beginn des Mai (1.5.) in der Walpurgisnacht (30.4.) mit Tanz und Gesang zu begrüßen und dabei Maibowle zu trinken.
Neben reinen Tanzveranstaltungen wird auch gelegentlich der Brauch gepflegt, sich ähnlich wie zu Halloween oder Karneval zu verkleiden und „Hexentänze“ aufzuführen.

In Österreich wird meist am Abend oder am Vormittag des 1. Mai ein Maibaum aufgestellt, der in der Regel eine Fichte oder Tanne ist.
Vereinzelt gibt es auch den den Brauch des Maistrichs: Dabei werden in der Nacht weiße Linien mit Kreide, Kalk o. ä. bei heimlich Verliebten vom Haus des einen zum Haus des Anderen gezogen und somit öffentlich gemacht.
In Österreich führen allerdings nicht Hexen, sondern junge Burschen Regie, die „Rügebräuchen“ nachgehen. Missliebigen Frauen werden dabei mit Strohbändern verzierte dürre Äste als Schandmal vor deren Fenstern platziert oder auch Häcksel vor die Tür gestreut.
Einem anderen Brauch wird in dieser Nacht im Weinviertel nachgegangen. Dort werden zwischen Häusern unverheirateter Paare Spuren aus Kalk und Öl gezogen und vor den Häusern der Frauen Herzen aufgemalt.
Im burgenländischen Rust geht es hingegen musikalisch zu. Dort ziehen die Männer des örtlichen Gesangsvereins um Mitternacht musizierend und Mailieder singend durch den Ort.
Walpurgis in Goethes Faust

Mit Goethes Faust hat die Walpurgisnacht auch Eingang in die Weltliteratur gefunden. In der vorletzten Szene von Faust I spielen Hexen und Magie eine gewichtige Rolle. In der Nacht zum 1. Mai besteigen Faust und Mephisto gemeinsam den Blocksberg (den Brocken im Harz), wo in der Walpurgisnacht der Hexensabbath abgehalten wird. Mit dem wilden, ausgelassenen Fest der Hexen versucht Mephisto, Faust in seinen Bann zu ziehen. In Faust II setzt sich Goethe in diesem Zusammenhang mit griechischer Mythologie und der griechischen Götterwelt auseinander.
Der 1. Mai
Der 1. Mai ist in Österreich nicht nur Staatsfeiertag, sondern auch von der Pflege alten Brauchtums geprägt. Bereits die Römer und Kelten feierten den Beginn dieses Monats. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieser Tag, ausgehend von den USA, als Tag der Arbeit deklariert.
Der Maibaum – Uraltes Symbol unserer Ahnen
Traditionell wird in der Nacht zum 1. Mai oder auch drei Nächte davor, der Maibaum aufgestellt. Schriftlichen Quellen aus dem 13. Jahrhundert zufolge war das Schmücken und Aufstellen des Baumes ursprünglich in der Kompetenz der weltlichen Obrigkeit. Erst später wurde die Aufgabe von jungen Burschen des Dorfes übernommen. Beim Maibaum handelt es sich meist um eine Fichte oder Tanne, die entrindet und mit Kränzen und bunten Bändern geschmückt wird.
Der Ursprung des Maibaum-Brauches ist nicht geklärt. Es wird jedoch vermutet, dass der Brauch bereits in der Zeit der alten Germanen existierte und der Verehrung diverser Waldgottheiten diente.
Maibaumbräuche
Beliebte, mit dem Maibaum verbundene Bräuche sind das Maibaum-Stehlen, der Tanz um den Baum und das Maibaumkraxeln.
Um das Stehlen oder Umschneiden des Baumes zu vermeiden, wird dieser oft rund um die Uhr bewacht. Denn wird der Baum gestohlen und etwa im Nachbardorf aufgestellt, gilt dies für die Verantwortlichen als große Blamage.
Der Bandltanz um den Baum wird in Österreich bereits seit dem 15. Jahrhundert aufgeführt. Dabei werden bunte Bänder nach genau festgelegten Tanzschritten zu einem Muster um den Baum gewunden und anschließend wieder entflochten.
Beliebt ist am 1. Mai auch das Maibaumkraxeln. Dabei wird versucht, auf dem glatten und oft mit Schmierseife eingelassenen Stamm hochzuklettern, um an die an einem Kranz befestigten Würste, Brezen oder Weinflaschen heranzukommen.
Nordeuropa

In Schweden und Finnland finden in der Walpurgisnacht die größten Studentenfeste des Jahres statt, Vappu in Finnland und Valborg in Schweden, wobei ähnlich wie in Deutschland und Österreich um ein Maifeuer herum viel gesungen, gelacht und getrunken wird.
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