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Merfyn

... Perla


Ich befinde mich heute in den hinteren Teilen der Saint Pauls Cathedral. Ein muffiger Geruch hängt in der Luft, der hin und wieder von einem Hauch Wildkräuter unterbrochen wird. Man erkennt an allen Ecken und Enden, dass hier keine gewöhnliche Frau lebt. Im Gegenteil: Perla ist alles andere als solches, wie sich die Leserschaft des zweiten Bandes entsinnen wird.

„Merfyn, es freut mich dich hier zu sehen. Hast du schon mit Seere gesprochen?“

Sie wieselt durch den Raum und verstaut Kleidung in einem Sack. Es deutet alles auf einen Aufbruch hin, welchen der Prinz nicht alleine zu tätigen gedenkt.

„Ja, habe ich schon. Wie ich sehe, packst du?“

„Deine Beobachtungsgabe ist einzigartig. Ja, wir reisen bald ab und …“

„Ist das klug angesichts deines Zustandes?“

„Meines was?“

Mir fällt gerade ein, dass mich die Autorin vor Beginn dieser Interviewreihe darauf hinwies diese Tatsache besser nicht anzusprechen. Tja, jetzt ist es auch passiert.

„Na ja, ich mein ja nur, weil …“

„Weil was, Merfyn? Ich hier sitzen und warten sollte bis Seere zurückkehr – falls es überhaupt der Fall ist? Ich werde ihn nicht alleine gehen lassen. Ob ihm das passt oder nicht ist mir gleich. Wir standen immer füreinander ein. Das fing bereits bei unserer ersten Begegnung an und das zieht sich durch. Ich bin nicht gewillt es anders zu halten, nur wegen solch einer Kleinigkeit.“

Ich versuche den Blick auf diese Kleinigkeit tunlichst zu vermeiden. Übersehen kann man es allerdings nicht. Doch Perla ist keine Idiotin, die weiß, was sie sich zumuten kann.

„Ich fang am besten noch mal an, was? Hattest du in all der Zeit, als die Story entwickelt wurde, nicht doch an einer Stelle großen Schiss um die Sicherheit deines Geliebten?“

„Nur an einer? Ich bitte dich. Das halbe Buch lang habe ich gebangt. Auch wenn man es mir nicht ansehen mag und ich für manche einfach Herzlos erscheine, dem war nicht so. Doch ich musste stark sein, für uns beide. Seere wusste zudem, worauf er sich einließ. Vermutlich hat er selbst nicht mit diesem Ausgang gerechnet. Wenn ich absolut ehrlich bin erging es mir kaum besser. Manche Tage habe ich in einer Kirche zugebracht und für ihn gebetet. Jetzt sieh mich nicht so an, Merfyn. Ich weiß selbst, was dies für ein törichter Umstand war, aber ich wollte nicht glauben, dass alles verloren sein könnte. Es durfte dazu einfach nicht kommen.“

„Kann ich verstehen. Du hast ja doch auch die eine oder andere Stelle erhalten in der es mal wieder unterhaltsam zugeht.“

„Ja. Es sollte nicht tot ernst sein, obwohl die Momente nicht unbedingt zum Lachen sind.“

„Wir sind von dir ja bereits gewohnt, dass du den Dämonenfürsten nicht nach dem Mund plapperst. Du sagst deine Meinung schon mal ungeschönt und sehr deutlich. Damit macht man sich nicht bei jedem beliebt. Wie wichtig war es dir in diesem Punkt dein altbewährtes verhalten beizubehalten?“

„Sehr wichtig. Ich mache immerhin eine Entwicklung durch und diese verändert mich zwangsläufig. Ich trage nicht mehr nur für mich die Verantwortung, andere sind nun genauso wichtig und diese will ich beschützt wissen.“

„Ein wichtiger Faktor spielt diesmal auch die Gegenseite. Hast du erwartet, dass du jemals einer der wichtigsten Persönlichkeiten des Himmels gegenüber stehen würdest?“

„Erwartet? Nein. Ich hätte darauf eigentlich auch verzichten können, aber es macht die Handlung interessant. Beide Seiten und jeglichen Beweggrund zu betrachten ist etwas, dass von äußerster Wichtigkeit für diese Geschichte spricht und es werden Fragen beantwortet, die bereits einige Zeit zurück liegen.“

„Dennoch bist du auch hierbei alles andere als ein graues Mäuschen.“

„War das gerade ein Vorwurf?“

„Nein!“

„Dann ist ja gut. Jetzt entschuldige mich. Ich muss weiter packen.“

Tja, ich würde gerne sagen Perla hat sich grundlegend verändert. Doch ich kann es nicht. In meinen Augen ist sie noch genauso wild wie bei unserem ersten Kennenlernen und ich bezweifle, dass sich daran etwas ändern wird. Mein Aufbruch aus London steht jedenfalls bevor und ich mache mich auf in den Süden. Warum erfahrt ihr am kommenden Mittwoch.

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