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Merfyn

... Präsident Marbas


Die Präsidenten machen sich derart rar, dass man glauben könnte sie existieren nicht. Doch einen von ihnen habe ich heute gefunden und zwar Marbas. Eine imposante Löwengestalt die mich im Teatro Nacional D. Maria II. empfängt, obwohl ich zugeben muss, dass ich mich auf der Bühne wie auf dem Präsentierteller fühle.

„Präsident, es freut mich, dass Ihr die Zeit erübrigen konntet und …“

„Komm zum Wesentlichen, Bote. Ich erwarte wichtige Gäste, falls man den Kundschafter Glauben schenken darf.“

„Wart Ihr schon immer einer der sich für die Kunst begeistern konnte?“

„Kunst? Was soll ich damit?“

„Nun wir befinden uns in einem Theater und Ihr verlasst diesen Ort so gut wie nie.“

„Mag sein, aber das bedeutet nicht, dass es mich zur Kunst zieht. Vielmehr ist es die Höhe des Bauwerkes und seine Hellhörigkeit. An manchen Tagen können die Sklaven draußen hören, wenn jene hier drinnen sterben. Dann ist ihnen klar, dass Fehler nicht verziehen werden. Das treibt sie an und hält die Moral hoch.“

„Ihr gesteht demnach ein einzig ob der Lust wegen zu töten?“

„Warum überrascht dich das? Wir Dämonen wurden dazu geboren. Es ist unsere Pflicht dies zu vollbringen. Welchen Nutzen sollte unsere Existenz sonst mit sich führen? Jenen der Liebe und der Hoffnung? Das eine ist für Träumer und das andere für Idioten. Such dir aus, welches du wem zuschreibst.“

„Aber Ihr verfügt über eine Macht, die Ihr durchaus bereit seid für einen Menschen einzusetzen, nicht wahr?“

„Nun das mag sein, doch alles hat seinen Preis. Eine Seele in einen alten Körper zu versetzen setzt voraus, dass dieser auffindbar ist und dementsprechend kostet es etwas, je schwerer diese Aufgabe umzusetzen ist.“

„Bei einem seid Ihr jedoch bereit bereitwillig diese Hilfe zukommen zu lassen.“

„Was soll ich mit dieser Feststellung anfangen? Ist sie als Vorwurf gedacht? Ich versuche nicht mehr als zu überleben und wenn es mir ermöglicht ein lange vergessen geglaubtes Gesicht empfangen zu dürfen so bin ich durchaus bereitwillig mit meinem Beistand. Zugleich möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht immer mit Dankbarkeit entlohnt wird.“

„Ist in Anbetracht der Umstände wohl auch nicht weiter erstaunlich, nicht wahr?“

„Dreistigkeit ist etwas für Dämonen, die dieses Handwerk verstehen, Bote. Dich zähle ich da nicht dazu, demnach solltest du mit deinen Worten sorgsam umgehen. Ich werde entscheiden, wie es sich verhält, wenn derjenige der meine Hilfe erbittet tatsächlich vor mir steht. Und ja, ich werde sie gewiss gewähren und der verlangte Preis wird diesmal beglichen und wenn ich ihn mit Gewalt an mich reißen muss. Jetzt verschwinde, Bote. Ich erwarte Gäste, die mich im Gegensatz zu dir nicht belanglosen Fragen langweilen. Und das Ergebnis meines Wirkens wirst du dir aus dem Buch suchen müssen.“

Mann ist der für einen Präsidenten vielleicht unleidig. Mir ist ja schon einiges untergekommen. Ich erinnere an dieser Stelle an Salomo, aber Marbas ist, so scheint es mir, sogar noch schlimmer. Vielleicht weil er ein Dämonenfürst ist und so offen über den Tod von jemand spricht, dass es einem schon mal kalt den Rücken runterläuft. Ich ziehe mal besser von Dannen, bevor mich der Löwe doch noch frisst und bin gespannt, wer mir bis nächsten Mittwoch über den Weg läuft.

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