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  • Merfyn

… Gaap


Heute lösen wir das Rätsel auf, wer mich begleitet. Es ist kein geringerer als Gaap. Seines Zeichens Großfürst und Stellvertreter Amymons. Seine Augen hängen stechend an mir, während wir dem Buckingham Palace allmählich hinter uns lassen und durch die regennassen Straßen Londons schreiten.

„Ich hätte erwartete das du Fragen an mich hast, Dämonenbote.“

„Ja, ich such noch nach den Richtigen.“

„Anmaßung steht Wesen zu Gesicht, die es sich erlauben können, derartiges zur Schau zu stellen und von sich zu geben. Alle anderen wären besser damit bedient sich in Zurückhaltung zu üben.“

„Wenn Ihr es sagt, Großfürst. Rührt Eure Abneigung gegen Prinz Seere daher? Weil er in Euren Augen anmaßend erscheint?“

„Ich werde diese Frage keiner Antwort würdigen und das sollte dir klar sein, Bote. Immerhin kennst du den Inhalt des Buches und weißt um die Wahrheit hinter dieser dümmlichen Frage.“

„Im Gegensatz zu Euch erachte ich sie nicht als dümmlich, sondern als besonders reif. Immerhin ist es meine Aufgabe unangenehme Fragen zu stellen und Euch sollte klar sein, dass Ihr Prinz Seere ob dieses Grolls, den Ihr gegen ihn hegt keinerlei Vorwurf machen könnt. Es war damals eine andere Zeit, als Ihr Euch in dieser Situation – über die Ihr nicht reden wollt – befandet. Womöglich würdet Ihr heute anders handeln, oder nicht?“

„Diese Frage erscheint mir ebenso unnötig. Du kennst den Grund dafür. Jeder Leser erfährt ihn alsbald und man kann den Dämonen in der Hinsicht keinen Vorwurf machen. Es gibt nun mal Dinge, die man selbst beim besten Willen nicht zulassen kann, weil einem davor graut.“

„Ihr würdet es also auch jetzt nicht wagen? Auch nicht, wenn Ihr Euch in genau der gleichen Situation befinden würdet?“

„Sagte ich das nicht gerade? Die Antwort lautet Nein, Merfyn. Es ist eine Widernatürlichkeit für die es keine Erklärung gibt und die ich mir auch nicht erwarte. Mag der Prinz es gehalten haben wie er will, soweit er damals überhaupt Einfluss darauf nehmen konnte. Ich könnte mich dazu nicht überwinden. So leid es mir tut und auch wenn es mit einem Vorurteil einhergeht, dass vermutlich längst überholt ist. Wenigstens kann ich mich mit dem Gedanken anfreunden das ich in diesem Punkt nicht der einzige bin.“

„Ich muss gestehen, ich war damals nicht dabei, aber soweit ich unterrichtet bin soll es ohne große Schwierigkeiten abgelaufen sein.“

„…“

„Gut, wie mir scheint, wollt Ihr darüber nicht länger sprechen. Dann erlaubt mir eine andere Frage. Der unverhoffte Sinneswandel in Euch, ging der mit einer Angst einher oder war es dem Umstand geschuldet, dass Ihr die Wahrheit letztlich erkannt habt?“

„Ich habe die Wahrheit dahinter akzeptiert. Mag sein, dass dies einige Zeit gedauert hat und mag sein, dass es dem Leser hier zusammenhanglos erscheint, was ich sage. Doch wenn er die Zeilen lesen wird, wird ihm klar sein, dass es mir in allererster Linie stets um die Sicherheit meines Vorgesetzten ging. Ganz abgesehen von dem Umstand, dass der Moment nicht dümmer gewählt hätte sein können.“

„Ja, davon hat Amymon bereits gesprochen. Aber wenn wir ehrlich sind, war er bewusst gewählt. Es ging ja darum dieses heranrückende Ereignis zu verhindern und nicht es zu fördern.“

„Im Nachhinein darüber zu urteilen ist leicht. In diesem einen Moment jedoch hat sich alles entschieden und es wurde nach einer Lösung verlangt. Vielleicht nicht gerade die eleganteste, aber die einzig logische für London und den Großfürsten Amymon. Wir sind übrigens da. Gewiss erwartet er dich bereits.“

Mir ist gar nicht aufgefallen, dass wir uns bereits bei der Saint Pauls Cathedral eingefunden haben. Ich blicke Gaap nach, der im aufkommenden Regen verschwindet und den der Nebel bedächtig anfängt einzuhüllen. Eine Gänsehaut breitet sich in mir aus, als ich die Schwelle überschreite und auf die hinteren – mir bereits vertrauten – Räumlichkeiten zuhalte.

Am kommenden Mittwoch erfahrt ihr, auf wen ich hier treffe.

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