top of page
  • Merfyn

… Seere


Ich klopfe heute bedächtig gegen eine der Türen in der Saint Pauls Cathedral. Die Schritte dahinter hallen an meine Ohren und ich verfolge, wie sich das schwere Holz unter einem Ächzen öffnet. Mir ist unklar, was ich von dem Anblick halten soll. Eindeutig hat sich der Prinz verändert. Nicht von seinem Äußeren, aber von seinem Wesen und das ist es was mich zögern lässt seiner einladenden Geste zu folgen und einzutreten.

„Merfyn.“

„Prinz Seere.“

„Du bist gewiss hier um deine Fragen zu stellen.“

„Ja, aber wir können auch …“

„Beginn einfach.“

„Wie ergeht es Euch nach diesem schweren Schicksalsschlag?“

„Es liegt in der Vergangenheit. Damit abzuschließen ist dennoch nicht einfach.“

„Die gegenwärtige Lage macht es gewiss nicht leichter für Euch, habe ich recht?“

„In der Tat. Es gibt Augenblicke da würde ich am liebsten losschreien vor Wut. Dann wird mir jedoch klar, dass es keine Lösung darstellt und ich die Sache in die Hand nehmen muss, wenn ich nicht möchte, dass ein noch größeres Leid über meinen Sohn kommt.“

„Das ist der Grund, warum Ihr plötzlich doch noch ins Geschehen eingreift, nicht wahr?“

„Auch. Aber besonders ein Moment bringt mich dazu. Jener bei dem ich beinahe … Nun lassen wir das und sagen wir, ich war erstaunt, zu welchem Umstand diese Szene plötzlich führte und was es in mir persönlich zudem auslöste. Der unstillbare Drang Nehemiael zu helfen – und zwar auf meine Art – ließ sich nicht mehr bremsen.“

„Dem Beistand, der Euch dabei wiederfuhr, erging es kaum anders, oder?“

„Nun, was deren Beweggründe dahinter waren kann ich nur schwer festmachen. Ich glaube, es hängt mit einer gegenseitigen Wertschätzung zusammen, derer man sich letztlich nicht mehr entziehen konnte. Jedes dagegen sträuben machte die Sache aussichtsloser und schwerer zu fassen.“

„Ja, aber gebt mal zu. Erwartet habt Ihr es nicht, oder?“

„Nein.“

„Setzt Euch die Stille an manchen Tagen zu?“

„Es vergeht kaum einer, an dem es sich anders verhält. Doch was soll ich dagegen unternehmen? Ich versuche das Beste daraus zu machen und hoffe das sich alles eines Tages zu einem besseren wandelt, obwohl ich es nicht erwarte.“

„Trotzdem ereilt die Leserschaft am Ende dieses Buches noch eine Überraschung. Wie war das für Euch?“

„Überraschend. Es war nicht geplant, aber irgendwie hat es sich aus der Handlung heraus ergeben und schien sowohl für die Autorin als auch für uns alle einen wichtigen Schritt zu bedeuten, da es Neuerungen mit sich bringt, die man nicht erwarten würde und auf welche die Leserschaft hoffentlich positiv reagiert.“

Ich bin für gewöhnlich dafür bekannt, dass man mich bei der Tür hinaustreten muss, aber diesmal trete ich freiwillig den Rückzug an. Man spürt, dass der Prinz gerade alleine sein möchte und ihm diesen Wunsch zu verweigern wäre äußerst töricht. Somit eile ich weiter und bringe euch kommenden Mittwoch den nächsten Gast – versprochen.

1 Ansicht0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page