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  • Merfyn

... Ariel


Ich bin in der verruchtesten Gegend nahe eines Hafens gelandet, die man sich wohl kaum vorstellen kann. Dafür ist die Gesellschaft wenigstens gut und der Schnaps noch besser, was auch die Zunge meines nächsten Gastes lockert.

„Glaubst du, Merfyn?“

„Na, nicht übermütig werden, Ariel. Du bist eine von der Sorte Figur, die man einbaut, wenn man etwas Neues und noch Unbekanntes ins Spiel bringen will. Wie war es für dich deine Entwicklung zu erleben?“

„Es war aufregend. In manchen Momenten überkamen mich zwar Zweifel, weil es zu Widersprüchen kam. Doch andererseits zeigt es auch, dass ich mir meine Eigenständigkeit bewahrt habe und diese mir niemand entziehen kann. Unabhängig davon, was sich die Allgemeinheit erwarten mag. Ich bin nicht das, was ich nach außen hin darstellen mag. Vermutlich ist dies mit ein Grund, warum es letztlich zu diesem Ende kam. Es lief darauf hinaus und ich rannte sehenden Auges quasi hinein.“

„In dein Verderben?“

„Ich bin mir nicht sicher, ob man es so betrachten kann. Alles im Leben hat seine zwei Seiten.“

„Glücklich erscheinst du damit dennoch nicht. Oder täuscht dies bloß?“

„Ich war schon immer eine Meisterin der Manipulation. Warum sollte sich das plötzlich legen? Ich hätte wohl kaum etwas davon.“

„Du bist es auch, die letztlich den entscheidenden Hinweis zu einem fehlenden Puzzleteil liefert. War dir das so in dieser Form bereits von Anfang an klar?“

„Ja und nein. Es ging darum das Leben dieser Figur aufzuzeigen. Zu verdeutlichen, in welchen Gegenden der Welt sie sich aufhält und mit welchem Abschaum sie sich umgibt. Somit kann man, wenn der Leser mit dem Band durch ist, durchaus verstehen, warum gerade ich es war, die diesen wichtigen Hinweis lieferte. Bei keinem anderen wäre es glaubhaft gewesen und das war bereits bei der Entwicklung der Figur klar.“

„Deine Lebensgeschichte wird im Buch deutlich, während einer längeren Unterhaltung. Bereust du es, dass du einen derart tiefen Einblick in deine Seele gewährt hast?“

„Nein. Es war wichtig, um zu begreifen, was der Grund für dieses plötzliche Leben darstellte. Wie es dazu kam und warum der Wunsch nach einer Rückkehr in das alte Dasein manchmal drängend erscheint.“

„Bereust du manches davon, was du im Buch gesagt und getan hast?“

„Wenn man anfängt Reue zu zeigen, beginnt man seine Schwächen vor dem Feind auszubreiten. Etwas, dass mir vor langer Zeit gesagt wurde und das ich nicht aus meinem Kopf bekomme. Es mag sein, dass man sich ein eindeutiges Ja von mir erwartet, doch ich bin nicht fähig dies auszusprechen. Im Gegenteil. Manchmal frage ich mich, ob ich nicht sogar viel weiter hätte gehen müssen, wenn man sich mein Leben und das was ich verloren habe genauer ansieht. Ich bin wohl sogar noch eine Spur zu nett. Ein Umstand, den ich wohl als einziges wirklich bereue, aber der nicht mehr zu ändern ist.“

„Kommen wir noch auf das Ende zu sprechen. Du merkst hierbei etwas an, was letztlich in einem krassen Gegensatz ausartet. Willst du das genauer erklären?“

„Nein. Im Prinzip erscheint es logisch. Immerhin ist es die einzige Möglichkeit trotz meines Wiederstandes jemand anderem ein Stück vom Glück zu ermöglichen. Außerdem darf ich dich wohl daran erinnern, dass du nicht ganz unschuldig daran bist, oder?“

„Ja, aber das heben wir uns für ein anderes Gespräch irgendwann mal auf. Tschüss.“

Okay, so schnell bin ich noch nie gelaufen, um einer Unterredung zuvor zu kommen, die in die völlig falsche Richtung abzielt. Wir sehen uns am kommenden Mittwoch wieder und bis dahin wünsche ich euch einen schönen Tag.

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