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  • Merfyn

… Luzifer


Es ist so weit. Ich bin an jenen Ort zurückgekehrt, wo ich schon einmal für sehr lange Zeit gelebt habe. Gegenwärtig überkommt mich das Gefühl als wäre mir jeder hier fremd. Gewiss nicht mehr als eine Täuschung, derer ich erliege. Doch eine, die sich nicht so einfach abschütteln lässt.

„Du bist zurück.“

„Mein Gebieter. Ich sah die Wartenden draußen und muss gestehen, dass es wohl noch nie so viele waren, oder?“

„Im Laufe der Jahre scheinen es tatsächlich immer mehr zu werden. Wobei ich bezweifle, dass es allesamt Menschen sind, die mich aufsuchen. Der eine oder andere Dämon und so manches Mischwesen wird sich darunter befinden. In solchen Dinge bräuchte man einen zuverlässigen Berater. Aber selbst hier ist gutes Personal alles andere als leicht zu finden.“

„Tatsächlich? Ich hätte vermutet, nachdem was dereinst vorgefallen ist hättet Ihr schnell einen neuen ausfindig gemacht.“

„Ja, die Vermutung hegte ich ebenfalls. Die möglichen Kandidaten weigerten sich jedoch. Ein Wunder, dass ich sie am Leben ließ, nicht wahr?“

„Nun, Ihr mögt für vieles bekannt sein. Unnötige Grausamkeit zählt da glaube ich nicht dazu.“

„Du glaubst, Merfyn? Was bist du für eine Bote, wenn du keine gesicherten Informationen vorbringen kannst?“

„Nun jedenfalls bin ich keiner, der blind nach etwas lechzt das ihm nicht zusteht.“

„Gut gekontert, Bote.“

„Danke.“

„Das war eigentlich nicht als Kompliment gedacht.“

„Oh. Na ja, Ihr macht es Euch aber an manchen Tagen auch unnötig schwer, oder?“

„Meinst du? Denkst du etwa ein Reich dieser Größe führt sich von alleine? Du hast von unnötiger Grausamkeit gesprochen. Mag sein, dass ich dafür nicht bekannt bin oder mein Name damit selten in Verbindung gebracht wird. Gewisse Dinge überlässt man jenen, die darin begabt sind und die noch dazu genügend Erfahrung besitzen oder sogar noch weit höher stehen als so manch anderer von uns.“

„Ihr meint …?“

„Ja und untersteh dich deren Namen in den Mund zu nehmen! Es genügt mir, dass sie mich beobachten und auf einen Fehltritt warten. Ich brauche ihre Namen nicht auch noch in diesem Saal zu vernehmen, damit es mich das Grausen lehrt.“

„Wird man Euch Eure Handlung vorwerfen?“

„Wer würde das nicht? Es gibt ein Abkommen und gegen das verstoße ich mit meiner Tat nicht nur alleine. Wenn man es genau betrachtet fängt es hier an. Dieser eine Moment entscheidet darüber, wie sich unser aller Leben entwickeln wird und das von einem von uns im Besonderen.“

„Mag sein, aber macht Ihr Euch vorwürfe?“

„Nein. Es war ohnehin nie mein Wunsch, dass dieses eine völlig idiotische Gesetz in Kraft trat. Das kommt dabei raus, wenn man sich nicht selbst dazu bequemt etwas anzuordnen, sondern dies Boten aushandeln lässt. Jetzt verschwinde Merfyn. Wir sehen uns gewiss noch früh genug wieder.“

Dem Wunsch folgend ziehe ich mich zurück. Bei ihm muss man nämlich auf der Hut sein. Die Gefahr, dass er einen von hinten absticht ist groß, was wohl erklärt, warum man bei ihm nur dann mit dem Gesicht Richtung Tür verschwindet, wenn man mit seinem Leben abgeschlossen hat. Ich hingegen bin noch nicht so weit, denn zwei fehlen mir noch auf meiner Liste und der nächste Mittwoch kommt mit großen Schritten näher.

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