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  • hoellenfuerstin

Buchvorstellung: Der Uhrmacher in der Filigree Street von Natasha Pulley


Unschlüssig sitze ich hier und überlege, was ich zu diesem Buch sagen kann. Fangen wir mit dem offensichtlichen an: Das Cover passt wirklich ausgezeichnet zum Buch, wirkt nicht überladen und der Titel sticht gut heraus.

Der Klappentext ließ zudem einiges erwarten, was in eine Mischung aus Urban Fantasy und Krimi angesiedelt sein sollte. Den Krimipunkt kann man durchwegs als erfüllt betrachten. Beim Fantasyanteil muss ich jedoch sagen, dass es hier schon etwas hakte, aber beginnen wir am Anfang.


Erstmal lernt der Leser Thaniel Steepleton kennen, der im London des Jahres 1883 als Telefgraf im Innenministerium arbeitet. Hier setzt dann auch schon der Krimianteil ein, denn es gehen Bombendrohungen zum 30. Mai 1884 ein, wobei niemand sagen kann, wer genau dahinter steckt und was für Motive es dafür gibt. Von einem etwaigen Ziel ganz zu schweigen. Und dann findet Thaniel in seiner Wohnung eine Taschenuhr. Einfach so liegt sie da und er geht davon aus, dass es sich um ein Geburtstagsgeschenk seiner Schwester handelt. Rasch wird klar, dass dem nicht so ist.

An der Stelle kommt es zu einem Szenenwechsel und wir lernen Grace Carrow und ihren Studienfreund Matsumoto kennen. Die beiden treiben sich in Oxford an der Universität herum, wobei Grace einige Experimente anstellt und wenige von der aktuellen Frauenbewegung hält, welche sich anfangt zu regen.

Noch während man damit beschäftigt ist, den Grund für Grace Auftauchen in der Handlung zu verstehen setzt ein Zeitsprung ein und man landet wieder bei Thaniel im Jahr 1884, genau am 30. Mai. Und wie nicht anders zu erwarten explodieren einige Bomben. In seinem Schockzustand macht sich der junge Mann auf in die Filigree Street, denn mit seiner Taschenuhr nimmt es an diesem Punkt eine besondere Bewandnis auf sich.


Gerade hier hätte ich mir erwartet, dass jetzt der große Fantasyanteil kommt, der überall so hoch gelobt wurde. Er blieb allerdings viele Seiten hinweg auf der Strecke. Irgendwie stolpert man nach der Begegnung zwischen Thaniel und Mori so wirr durch die Handlung, dass man das eigentliche Ziel aus den Augen verliert: Wer ist denn jetzt der Bombenbauer und warum?

Hinzu kommt, dass man zwar über Mori einiges erfährt, vieles aber zeitgleich im Unklaren bleibt, was sich bis zum Schluss nicht gerade bessert.

Das letzte Drittel vom Buch gab zwar dann wieder einige rasante und interessante Szenen her, aber auch diese wirkten für sich genommen irgendwie zusammengewürfelt.


Interessant ausgearbeitet war in jedem Fall die kulturelle Erwartungshaltung einzelner Figuren. Vor allem der gesellschaftliche Stand der Frau kam sehr detailiert zu Tage. Ebenso wie das Leben im Kulturdorf der Japaner. Auch die Abneigung so mancher Londoner gegen die U-Bahn wurde ausgezeichnet aufgezeigt. Für sich genommen also viele interessante Aspekte, mit denen der Leser hier beglückt wird. Aber letztlich kann das über den Umstand, dass man den Fantasyanteil in diesem Buch suchen muss keineswegs hinwegtäuschen.


Fazit: Wer auf der Suche nach einem Krimi mit geringen Fantasyanteilen ist, der wird mit diesem Buch bist zu einem gewissen Grad seine Freude haben. Für kulturell Interessierte an der Zeit von 1800 ist dieses Buch in jedem Fall zu empfehlen. Aber der wirkliche Fantasyleser wird am Ende möglicherweise ziemlich enttäuscht zurückbleiben.

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