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hoellenfuerstin

Buchvorstellung: Narrenturm von Andrzej Sapkowski


Seit der Hexerreihe ist Sapkowski ja allgemein in aller Munde. Der Umstand, dass Narrenturm keineswegs ein neues Buch von ihm ist, ist durchaus erwähnenswert, da es sich alleine aufgrund der Handlung massiv von dem unterscheidet, was man sonst von diesem Autor kennt. Und zudem nicht mit The Witcher zu vergleichen, diesen Fehler sollte mal keineswegs machen.


Narrenturm ist für mein Dafürhalten nicht ausschließlich ein Historienbuch. Natürlich wird die Zeit der Inquisition in Schlesien 1422 näher betrachtet und auch etwaige Kreuzzüge gegen die Hussiten und gegen die Häresie. Nichtsdestotrotz stellt uns der Autor mit der Hauptfigur Reinmar von Bielau eine äußerst ambivalente Figur vor.

Beim Lesen war ich zuweilen hin und her gerissen von ihm. Einerseits bringt er sich durch seine unablässige Liebschaft und Huldigung gegenüber Adele von Sterz von einer Bredouille in die nächste. Das verleiht der Story durchaus ihre witzigen Momente. Andererseits ist es gerade dieses offenen Auges in die Katastrophe rennens die zuweilen die Geschichte ausbremst.


Insbesondere zu Beginn der Handlung dauert es, bis die Geschichte überhaupt mal irgendwie einen gewissen Ansatzpunkt verfolgt. Denn als Leser wird man mit historischen Fakten und Namen regelrecht überschüttet.

Hält man bis Kapitel 9 durch erlebt man endlich eine Entwicklung in der Geschichte, was insbesondere der Figur Scharly geschuldet ist. Der Demerit begleitet Reinmar auf seiner Reise nach ... Nun eigentlich an einen Ort an den Reinmar nicht will und somit gelangt man über Umwege und viele Wirrungen wieder mal bei Adele an und Reinmars unablässigen Liebesbekundungen, die allerdings recht bald verbuffen, als ihm klar wird, das er nichts weiter als eine Spielfigur im großen Ganzen der Weltgeschichte ist und wird.


Man bekommt da richtig Mitleid mit dem armen Reinmar, andererseits denkt man sich: "Hat Scharly es dir nicht gesagt?"

Zusätzlich wird man mit einem vermeintlichen Tölpel namens Samson Honig konfrontiert, der vorgibt etwas zu sein, was im Grunde nicht sein kann. Und genau hier spießt es sich in meinen Augen, warum das Buch nicht einfach nur ein Historienwerk ist. Es schlägt durch den Umstand der Hexerrei einen Bogen hinüber zur Fantasy. Wobei man durchaus sagen kann, dass der Autor ganz bewusst und gezielt mit damaligen Schreckensgestalten arbeitet und sie genauso als zentrale Figuren in die Geschichte einfließen lässt. Das verleiht der Gesamthandlung einen zusätzlichen mystischen Hintergrund, der insbesondere in den letzten Kapiteln noch mal zum Tragen kommt, wo der Titel dann auch Handlungsgebend ist.


Was ich persönlich sehr gut fand war, dass bei jedem Kapitel ein kurzer Überblick darauf fällt, was Reinmar und seinen Gefährten bevorsteht. Man kann somit schon mal einen kleinen Blick auf etwas noch unsichtbares erhaschen, bei dem aber nicht zu viel vorweggenommen wird und was schon wieder Lust darauf macht weiterzulesen.


Fazit: Wie eingangs beschrieben, würde ich es nicht bloß auf den historischen Faktor reduzieren. Die Geschichte bietet mit ihrem doch sehr hohen Fantasyanteil eine gute Mischung. Gerade zu Beginn braucht es aber Durchhaltevermögen, um in die Story reinzukommen und sich mit der Figur Reinmar von Bielau anzufreunden.

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